Unfallversicherung: Sinnvoll oder nicht?

Ob eine Unfallversicherung für Sie sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren Ihrer Lebenssituation ab.
Hier erfahren Sie,

  • in welchen Situationen eine Unfallversicherung sinnvoll ist
  • und ob sie eine Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung darstellt.

Rund 36 Prozent der deutschen Haushalte verfügen über einen privaten Unfallschutz – das zeigt eine aktuelle Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, kurz IfD. Nur die private Haftpflichtversicherung, die Hausratversicherung und die Vollkaskoversicherung sind verbreiteter. Mit der freiwilligen Zusatzversicherung sind Versicherte rund um die Uhr und weltweit gegen finanzielle Folgen von schweren Unfällen geschützt. Doch ist eine Unfallversicherung wirklich sinnvoll? Und: Wer braucht eine Unfallversicherung?

Wer braucht eine Unfallversicherung?

Unfallversicherung, ja oder nein? Bei der Frage, für wen eine Unfallversicherung sinnvoll ist, muss man zwischen mehreren Personengruppen unterscheiden – eine pauschale Antwort, die für jeden gilt, gibt es nicht. Ihre individuelle Situation ist entscheidend.

Kinder

Kinder sind nur in der Schule bzw. im Kindergarten und auf den direkten Wegen zwischen dem Zuhause und der Einrichtung gesetzlich unfallversichert. In ihrer Freizeit sind sie nicht abgesichert. Wenn Sie Ihr Kind rund um die Uhr vor den finanziellen Folgen eines schweren Unfalls schützen möchten, benötigen Sie daher eine private Unfallversicherung für Kinder. Dafür spricht auch, dass Kinder ein erhöhtes Unfallrisiko haben: Sie möchten die Welt erkunden, schätzen aber viele Situationen nicht richtig ein. Statistisch gesehen sind Unfälle, die zur Invalidität führen, eher selten. Dennoch steht dieser Statistik die Tatsache gegenüber, dass ein schwerer Unfall den ganzen Lebensweg der Kleinen beeinflusst und auch die Eltern finanziell stark belasten kann.

Einige Beispiele für die finanzielle Mehrbelastung nach einem schweren Unfall eines Kindes:

  • Einkommenseinbußen der Eltern durch intensivere Betreuung,
  • Kosten für zusätzliches Betreuungspersonal,
  • Mehrkosten für (Privat-)Schule und Ausbildung.

Kinder können außerdem noch keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Um sich und das Kind vor finanziellen Folgen zu schützen, kann daher eine private Unfallversicherung für Kinder sinnvoll sein. Sie können Ihren Nachwuchs einzeln oder im Rahmen einer Familienunfallversicherung absichern. Ihr Vorteil: Der Versicherungsschutz gilt dann für die gesamte Familie.

Was ist eine private Unfallversicherung überhaupt?

Versicherer bieten private Unfallversicherungen an, da der Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung oft unzureichend ist. So gilt der gesetzliche Schutz beispielsweise für Arbeitnehmer nur bei Unfällen am Arbeitsplatz oder auf dem Arbeitsweg. In der Freizeit sind sie nicht versichert. Meist passiert aber genau dann etwas, zum Beispiel beim Heimwerkeln oder beim Autofahren. Wer nicht angestellt ist, genießt keinen bzw. bedingten gesetzlichen Unfallschutz. Die private Unfallversicherung zahlt eine finanzielle Entschädigung unabhängig davon, ob der Unfall während der Arbeit oder in der Freizeit passiert. Das hilft Ihnen dabei, die meist hohen Kosten nach einem schweren Unfall zu decken, zum Beispiel für teure Reha-Behandlungen.

Junge Erwachsene

Schüler, Studenten und Berufsanfänger sind bei Unfällen in der Bildungsstätte bzw. auf der Arbeit und auf dem direkten Weg dorthin gesetzlich unfallversichert. Allerdings besteht in der Freizeit kein Unfallschutz. Doch genau dann kann eine Unfallversicherung nötig sein. Denn junge Erwachsene führen oft einen aktiven und risikofreudigen Lebensstil: sei es durch Sport, zum Beispiel Klettern, oder Risikohobbys wie Bergsteigen, Tauchen oder Paragliding. Berufsanfänger beginnen außerdem erst in die Rentenversicherungen und (sofern vorhanden) in eine Berufsunfähigkeitsversicherung einzuzahlen. Ihnen blieb aufgrund des jungen Alters meist nicht viel Zeit zum Sparen. Im Ernstfall verfügen sie also oft über wenig Geldreserven.

Mögliche finanzielle Risiken für junge Menschen, die eine private Unfallversicherung abfedert, sind demnach:

  • Einkommensverluste durch unfallbedingte Berufsunfähigkeit,
  • Hohe Kosten infolge von Sport- und Freizeitunfällen,
  • Versorgungsengpässe durch geringe Rentenansprüche.

Berufstätige

Egal ob Minijob, Teil- oder Vollzeit: Arbeitnehmer sind nur im Arbeitsumfeld gesetzlich unfallversichert. Sie verfügen über keinen gesetzlichen Unfallschutz, wenn sie zum Beispiel einen Autounfall in ihrer Freizeit erleiden. Selbständige und Freiberufler können freiwillig in die gesetzliche Unfallversicherung einzahlen. Allerdings gilt der Schutz dann nur für Berufsunfälle. Um längere Verdienstausfälle zu kompensieren, ist eine zusätzliche private Unfallversicherung sinnvoll. Einige Berufstätige, die an Vorerkrankungen leiden oder einen bestimmten Risikoberuf ausüben, erhalten keine Berufsunfähigkeitsversicherung. Für sie ist eine Unfallversicherung wichtig und sichert zumindest bei unfallbedingter Berufsunfähigkeit ab.

Für Berufstätige ist eine private Unfallversicherung daher sinnvoll, weil:

  • sie rund um die Uhr und weltweit bei Unfällen geschützt sind,
  • Verdienstausfälle infolge von Unfällen kompensiert werden können,
  • bei fehlender Berufsunfähigkeitsversicherung die Arbeitskraft zumindest bei Unfällen versichert ist,
  • sie bei einem Arbeitsunfall Leistungen aus beiden Versicherungen (gesetzlich und privat) beziehen dürfen.
Unfallschutz für Arbeitslose

Meldepflichtige Arbeitslose sind zumindest dann gesetzlich unfallversichert, wenn sie die Dienststelle der Bundesagentur für Arbeit aufsuchen müssen. Ansonsten sind auch sie nicht gesetzlich unfallversichert.

Rentner, Hausfrauen und -männer

Wer nicht arbeitet, ist in der Regel auch nicht gesetzlich unfallversichert. Dazu gehören vor allem Hausfrauen und -männer sowie Rentner. Sie verfügen damit über keinen Unfallversicherungsschutz. Rentner sollten außerdem bedenken, dass sie ein erhöhtes Unfallrisiko haben. Kommt es zu einem Unfall, heilen Verletzungen häufig langsamer ab bzw. es bleiben oftmals Langzeitschäden – eine private Unfallversicherung für Rentner, Hausfrauen und -männer ist daher sinnvoll, weil:

  • sie über keinen gesetzlichen Unfallschutz verfügen,
  • das Unfallrisiko in der Freizeit und im Haushalt am höchsten ist,
  • Verletzungen im Alter meist langsamer abheilen,
  • der private Unfallschutz rund um die Uhr und weltweit gilt.

Für Senioren gibt es bei manchen Anbietern spezielle Tarife, die zum Beispiel den häufig auftretenden Oberschenkelhalsbruch mitversichern. Die Folgekosten eines Sturzes, bei dem sich jemand den Oberschenkelhals bricht, sind dann inbegriffen. Und das meist auch bei Stürzen ohne äußere Einwirkung.

Familien

Mit einer Kinder-Unfallversicherung sichern Sie Ihren Nachwuchs vor den finanziellen Folgen eines Unfalls ab. Allerdings sollten Sie auch an Ihren eigenen Schutz denken und über eine Familienversicherung nachdenken. Sowohl für berufstätige Eltern als auch für nicht-berufstätige kann eine private Unfallversicherung sinnvoll sein. Wer arbeitet, ist außerhalb des Arbeitsumfeldes nicht geschützt. Hausfrauen und -männer sind gar nicht gesetzlich unfallversichert. Für Familien ist eine Unfallversicherung sinnvoll, da sie finanziell absichert, wenn zum Beispiel

  • der Hauptverdiener einen Unfall in der Freizeit erleidet,
  • nichtberufstätige Elternteile einen Unfall erleiden,
  • Kinder einen Unfall in der Freizeit erleiden,
  • Mehrausgaben durch eine Haushalts- und/oder Betreuungshilfe anfallen.

Sie können eine Todesfallsumme als Zusatz in der Unfallversicherung vereinbaren. Verstirbt der Versicherte bei einem Unfall, erhalten die Hinterbliebenen die festgelegte Summe, um zum Beispiel die Bestattungskosten zu bezahlen. Je nach Rücklagen kann diese optionale Leistung sinnvoll sein.

Tipp:

Wenn Eltern und Kind eine Unfallversicherung benötigen, bietet sich ein Familientarif an. Das ist meist günstiger als separate Verträge und eine gute Möglichkeit die Kosten einer Unfallversicherung zu senken.

Unfall- oder Berufsunfähigkeitsversicherung?

Eine Unfallversicherung sollte kein Ersatz für eine Berufsunfähigkeitsversicherung sein. Die Ausnahme: Sie erhalten wegen Vorerkrankungen oder Risikoberuf keine Berufsunfähigkeitsversicherung. Ansonsten ergänzt eine Unfallversicherung den Schutz der Berufsunfähigkeitsversicherung, da sie – je nach Invaliditätsgrad – eine Einmalzahlung leistet. Dadurch können Sie den Geldbedarf nach einem schweren Unfall decken und zusätzlich die monatlichen Zahlungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten. Das ist meist sinnvoller als eine Unfallversicherung mit Unfallrente. Schließlich zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung auch bei Krankheit. Reduzieren Sie aber die Versicherungssumme der Unfallversicherung, wenn Sie beides zusammen abschließen.

Braucht man eine Unfallversicherung?

Sie sind noch unentschlossen und grübeln, ob eine private Unfallversicherung sinnvoll ist? Prüfen Sie zunächst Ihren gesetzlichen Unfallschutz. Sind Sie gar nicht unfallversichert, ist eine Unfallversicherung nötig. Besteht der gesetzliche Unfallschutz, kann eine private Zusatzversicherung besonders sinnvoll sein, wenn Sie

  • keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können,
  • wenn Sie einen bestimmte Risikosportart betreiben,
  • wenn Sie Ihre Kinder in der Freizeit absichern möchten.

Grundsätzlich eignet sich eine Unfallversicherung für jeden, der sich rund um die Uhr und weltweit bei Unfällen absichern möchte. Ihr persönliches Risikoempfinden ist also mit entscheidend. Achten Sie jedoch darauf, eine Unfallversicherung sinnvoll auf Ihre persönliche Situation abzustimmen. Das heißt zum Beispiel: Haben Sie Kinder, bietet sich ein Familientarif an. Treiben Sie einen Risikosport, muss dieser als Unfallursache gelten. Der falsche Tarif verursacht unnötige Kosten und im schlimmsten Fall erhalten Sie keine Leistungen. Vergleichen Sie daher mehrere Angebote, um die passende Unfallversicherung mit dem optimalen Preis-Leistungsverhältnis zu finden.

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