Krankenversicherung: Die Qual der Wahl

Unter bestimmten beruflichen Voraussetzungen dürfen Bürger wählen, wie sie sich krankenversichern möchten.

  • Die gesetzliche Krankenversicherung bei einer Krankenkasse
  • Den Wechsel in die private Krankenversicherung
  • Die private Krankenzusatzversicherung als Leistungsergänzung

Die Krankenversicherungswahl hat nicht jeder

Selbstständigkeit, Verbeamtung und manche Gehaltserhöhung haben eines gemeinsam: Sie müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, ob Sie sich weiterhin gesetzlich krankenversichern oder lieber in die private Krankenversicherung wechseln. Denn in diesen Momenten haben Sie die Wahl zwischen beiden Systemen. Aber lohnt sich ein Wechsel? Oder reicht es vielleicht, die gesetzlichen Leistungen mit einer Krankenzusatzversicherung aufzubessern? Was Sie beachten müssen, wenn Sie vor der Wahl stehen.

Pflichtversicherung und Befreiung

Die meisten Menschen in Deutschland sind Mitglied bei einer Krankenkasse der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Etwa 10 Prozent der Bevölkerung sind hingegen in der privaten Krankenversicherung (PKV) versichert. Die Möglichkeit zur privaten Versicherung besteht dabei nicht für jeden. Vielmehr hängt es von Ihrer beruflichen Situation ab, ob Sie die GKV verlassen dürfen.

Bedingungen für die Befreiung von der Versicherungspflicht

Nicht jede Person hat die Wahl zwischen beiden Krankenversicherungen. Denn nur wenn besondere Voraussetzungen zutreffen, erlischt die Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung. Dann haben Sie die Möglichkeit, sich künftig privat zu versichern oder als freiwilliges Mitglied in der GKV zu bleiben. Das betrifft folgende Personengruppen:

  • Selbstständige können unabhängig von ihrem Einkommen Mitglied der PKV werden.
  • Auch Beamte haben die Wahl zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung.
  • Gutverdiener mit einem Gehalt über der Jahresarbeitsentgeltgrenze (2019 bei 60.750 Euro Jahresbrutto).
  • Studenten haben während ihres Studiums die Möglichkeit – zumindest bis Berufsbeginn –, in die PKV zu wechseln.

Treffen Sie diese Entscheidung nicht leichtfertig, denn womöglich sind Sie danach für viele Jahre an die gewählte Versicherungsart gebunden. Eine Pflicht zum Wechsel in die PKV besteht tatsächlich nicht. Es bleibt Ihre freie Wahl.

Was zeichnet die Krankenversicherungsmodelle aus?

Wenn Sie die Wahl zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung haben, sollten Sie sich spätestens jetzt damit beschäftigen, was eine Versicherung im einen oder anderen Modell bedeutet. Über leistungsstarke private Krankenversicherungen können sich Mitglieder flexibel gegen die meisten Risiken absichern. Die GKV bietet hingegen nur einen grundlegenden Schutz. Über private Krankenzusatzversicherungen können sich aber auch Krankenkassenmitglieder bessere Leistungen sichern.

Auch wichtig:

Die Wahl des Versicherungsmodells hängt letztlich nicht nur von Preis-Leistungs-Erwägungen ab. Die gesetzliche Krankenversicherung ist eine solidarische Sozialversicherung. Gutverdiener und Menschen, die selten krank werden, sorgen mit ihren Mitgliedsbeiträgen dafür, dass Geringverdiener und Versicherte, die oft krank werden, sich dennoch eine bezahlbare gesundheitliche Grundversorgung leisten können. Wenn solche Überlegungen für Sie eine Rolle spielen, sollten Sie in der GKV bleiben. Denn in der privaten Krankenversicherung existiert kein entsprechendes Solidarprinzip.

Individuelle Leistungen und Prämien in der PKV

Ein Vorteil der privaten Krankenversicherung ist die individuelle Tarifgestaltung. Gewünschte Leistungen können in den Versicherungsvertrag aufgenommen, nicht benötigte Leistungen ausgeschlossen werden. Insbesondere jüngere und gesunde Menschen profitieren dabei von relativ niedrigen Prämien. Im Alter oder bei chronischen Erkrankungen können hingegen die Beiträge stark steigen. Da die Prämien jedoch nicht einkommensabhängig, sondern durch Alter und Gesundheitszustand bestimmt sind, kann es dann unter Umständen bei niedrigen Einkommen relativ teuer werden.

Einkommensabhängige Beiträge und Grundsicherung in der GKV

Ganz anders ist die Situation in der gesetzlichen Krankenversicherung. Hier sind die Krankenkassenbeiträge stets an das eigene Einkommen gekoppelt. Eine zu starke finanzielle Belastung ist damit ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass es mit der Familienversicherung in der GKV eine kostengünstige Möglichkeit gibt, die gesamte Familie zu versichern, ohne dass – wie in der PKV – zusätzliche Prämien anfallen. Ein Nachteil der GKV sind die mitunter lückenhaften Leistungen. Bestimmte Vorsorgeleistungen und Behandlungsmethoden werden nicht abgedeckt. Diese Lücken können allerdings mit privaten Krankenzusatzversicherungen geschlossen werden.

Tipp:

Die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung können gemeinsam mit anderen Vorsorgeaufwendungen als Sonderausgaben von der Einkommenssteuer abgesetzt werden. Dabei gilt allerdings eine Deckelung in Höhe der sogenannten Basiskrankenversicherung. Beiträge, die Sie für Zusatzleistungen ausgeben, sind also nicht absetzbar.

Mit Krankenzusatzversicherungen den Schutz erweitern

Wenn Sie in der gesetzlichen Krankenversicherung bleiben möchten, aber zusätzlichen Schutz wünschen, können Sie diesen über Krankenzusatzversicherungen erreichen. Solche Versicherungen können für einzelne Gesundheitsbereiche abgeschlossen werden. So gibt es zum Beispiel:

Entscheidung gut durchdenken

Bevor Sie sich also in die Tarifkonditionen privater Versicherungsanbieter vertiefen, sollten Sie sich überlegen, ob Ihnen das Preis-Leistungs-Verhältnis Ihrer gesetzlichen Krankenkasse reicht. Ist dem nicht so, wäre die nächste Frage, ob Sie einen Versicherungstarif für alles wünschen und dann also von der GKV zur PKV wechseln. Sollten Sie diesen Schritt nicht für nötig erachten, dennoch nicht ganz zufrieden sein mit den Konditionen Ihrer Krankenkasse, können Sie erstens die Krankenkasse wechseln und zweitens mit privaten Krankenzusatzversicherungen punktuell Ihre Leistungen verbessern.

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